„Wach auf, in 36 Tagen ist Nikolaus.“ – So wurde ich vor, nun ja, 36 Tagen aus dem Schlaf gerissen. Mein Enthusiasmus hielt sich etwas in Grenzen. Im Badezimmer erwartete mich ein eingeweichter Gummistiefel in der halbvollen Badewanne „damit er auch richtig sauber wird“. Der Gummistiefel ist mittlerweile, zum Glück, wieder komplett trocken, steht seitdem vor der Heizung im Kinderzimmer und wartet auf seinen Einsatz – Vorfreude.
Kindliche Vorfreude.
Wann haben Sie sich das letzte Mal wie ein Kind auf etwas gefreut?
Zur Zeit fühlt sich alles schwer und anders und beladen an. Auch bei mir. Die Vorfreude auf Weihnachten will nicht so recht aufkommen. Dabei ist die Adventszeit sonst eine meiner liebsten Zeiten. Das Warten auf Weihnachten. Was gibt es Schöneres?
Gegen diese Trübsinnigkeit hilft es mir, mich an Jesus Worte zu erinnern „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Matthäusevangelium 18,3) Und dann sehe ich mir meine eigenen Kinder an. Wie sie in ihren Weihnachtspullovern voller Vorfreude durch die Gegend hüpfen und jedem erzählen, dass ganz bald Weihnachten ist.
Meine Kinder haben ja recht: Wir sind in der Adventszeit. Es ist bald Weihnachten. Auch ohne Weihnachtsmarkt und Weihnachtsfeiern und die traditionellen Gottesdienste an Heilig Abend. Jesus ist trotzdem geboren worden. Die Botschaft von Gottes Liebe zu uns Menschen ist unabhängig von unseren Traditionen. Traditionen waren nicht immer da. Gottes Liebe schon. Traditionen helfen uns in die „richtige Stimmung“ zu kommen. Sie sind unser Komplize, unser Mittelsmann, der uns dieses Jahr fehlt. Also müssen wir uns neue Komplizen suchen, neue Traditionen entdecken. Adventszeit ohne Jubel und Trubel. Das bedeutet bei mir Besinnung auf das Wesentliche. Keine überladene, turbulente Zeit wie sonst, sondern eine reduzierte Zeit. So wie die Adventszeit ursprünglich mal gedacht war. Darüber versuche ich mich zu freuen. Wie ein Kind. Und heute kommt der Nikolaus. Ein Vorbote für den, der noch kommt. Jesus. Gottes Liebe. Jedes Jahr wieder. Egal unter welchen Umständen.
Ihre Pastorin Sandra Roland